Das ungleiche Pokerduell

Das ungleiche Pokerduell

Gierig seid ihr übereinander hergefallen, wie es aussieht. Zu gierig, um sich lange mit kunstvollem Ausziehen aufzuhalten. Achtlos verstreut liegen eure Kleider stattdessen vor dem schmalen, schlichten Holzbett, auf dem ihr es splitternackt miteinander treibt. Im rechten, oberen Viertel des Bildes erhasche ich einen Blick von der Seite auf eure im Dunkel weiß schimmernden Körper. Einer kniend vornüber gebeugt, den rechten Arm ausgestreckt und den anderen liebkosend. Der andere auf dem Rücken liegend, die Beine gespreizt, mit dem linken Unterschenkel wollüstig die Taille des Gegenübers umschlingend. Welches Geschlecht ihr habt? Mir bleibt jede Menge Raum für Fantasie. Denn von dir, liegender Körper, sehe ich gerade mal den Ansatz Deiner Hüfte und Dein linkes Bein. Und Du kniender Körper, gewährst mir zwar einen Blick auf deinen Rücken samt kleinem, festen Hintern, auf dein rechtes Bein, deine elegant geschwungene rechte Schulter und den dazugehörigen, schlanken, aber muskulösen Oberarm, doch alles, was mir einen Hinweis darauf geben könnte, wer von euch weiblich, männlich oder eine Mischung daraus ist, bleibt in den Schatten verborgen. Dafür kann ich mir in der Vorstellung zusammenreimen, dass ihr, bevor euch die Lust überwältigt hat, Karten gespielt habt und getrunken. Denn da liegt eine umgekippte Flasche unter dem Bett und ich entdecke eine Spielkarte, das Herz As, neben der vom hektischen Herunterziehen noch ganz zerknüllten Jeans - in deren einem Hosenbein noch eine Unterschenkelprothese steckt. Eine, die sogar noch beschuht ist. Wem sie gehört? Auch das zu entscheiden überlässt euer Anblick meiner Fantasie.

von Luci van Org














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